Was zuletzt geschah.

Am Freitag lernten Claudia und Hans sich kennen, wie man sich eben kennenlernt:
Leute treffen zufällig aufeinander und trennen sich nicht sofort wieder, vorzugsweise, wenn sie über sexuelle Kompatibilität verfügen, was jedoch nicht zwingend notwendig ist. Wenn sie besoffen, geil oder einsam genug sind, retten sie einander für einen Moment das Leben. Leben bezeichnen sie gemeinhin als Zustand, in welchem sie merken, daß sie noch nicht tot sind. So haben sie einen mittelmäßigen Fick, lustvoll und ohne gespielte Orgasmen, dank der Erfahrung und weil sie keine Rücksicht aufeinander nehmen müssen. Ihr Sex ist nicht unbedingt gut, da die Anwendung des Mittelwerts sexueller Erfahrung dem einzelnen nicht gerecht wird, die Standardabweichung bleibt unberücksichtigt. Sie teilen ihre Lust und ihr Leid, sind einsam und nur auf sich selbst bedacht. Da sie sich für ihre Zwecke ausreichend kennen, müssen sie nicht darüber reden, sie wollen keine Auseinandersetzung, sind zerbrechlich und sehen einander als Spiegelbild. Wenn das Gegenüber zerbricht, müssen sie es verlassen, um nicht selbst Gefahr zu laufen.